Andi Rohse holt Silber und Bronze bei der Deutschen Meisterschaft in Garching-Hochbrück
Andreas Rohse vom Schützenverein Adler Willmering hat im Mai und Juni bei der Bayerischen Meisterschaft zwei Gold- und eine Silber-Medaille gewonnen und sich damit in drei Disziplinen für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert: 10 Meter Luftpistole, 10m LP5 Mehrkampf und 10m LP5 Standard.
Am vergangenen Freitag und Samstag war es dann so weit: Andi fuhr in Begleitung seiner Eltern sowie seines Trainers Daniel Kulzer in die größte und modernste zivil genutzte Schießanlage der Welt, die Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück, wo über 6.000 Schützen an 11 Tagen ihr Bestes gaben. Das riesige Gelände beeindruckte den 12-jährigen Andreas: Hauptgebäude, Olympia-Hotel, 300m-Gewehrhalle, Druckluftwaffenhalle, Pistolenhalle, Finalhalle, Bogenanlage, Wurfscheibenanlage, eine lange Promenade aneinandergereihter Messestände diverser Firmen, die alles anboten, was rund um den Schießsport relevant ist. Und drum herum Aufenthaltszelte aller deutschen Landesverbände, Küchencontainer, Wohnmobile und –anhänger, Zelte und Parkplätze. Immerhin kennt Andi schon ein paar Leute: seine OSB-Landeskadertrainer Klaus Ketzler, Martina und Kuno Eckhardt, sowie die anderen Schüler vom Landeskader des Oberpfälzer Schützenbundes und deren Eltern. Außerdem natürlich die Familie Späth aus Willmering, die alljährlich ihren Sommerurlaub auf dem Schießgelände verbringt: Vater Klaus ist lizenzierter Kampfrichter des Deutschen Schützenbundes, Mama Andrea bewirtet die Oberpfälzer im Aufenthaltszelt, Tochter Katharina und Sohn Jakob überbringen bei den Siegerehrungen feierlich in Dirndl und Lederhose die Medaillen.
Nach dem Registrieren an der Anmeldung und der Waffenkontrolle absolvierte Andi am Freitagnachmittag seinen ersten Wettkampf: 10m Luftpistole. Es war heiß und stickig in der Druckluftwaffenhalle, da seit einem Gewitter in der Vornacht die Klimaanlage ausgefallen war. Die Teilnehmer wurden per Lautsprecher an die Stände gerufen. Knapp 90 Konkurrenten standen – einer neben dem anderen aufgereiht – an den elektronischen Schießständen. Nach den Probeschüssen in der 15-minütigen Vorbereitungszeit wurde es ernst. Die Eltern, Trainer und sonstige Zuschauer standen und saßen einige Meter hinter den Schützen und verfolgten gespannt die Schussbilder und Ergebnislisten auf den Monitoren. Andreas schaffte 179 Ringe. Als alle Teilnehmer ihre 20 Schüsse abgegeben hatten, stand fest: Andi Rohse hat tatsächlich 86 Konkurrenten hinter sich gelassen und Platz drei belegt! Er und alle, die mit ihm mitgefiebert hatten, waren unglaublich stolz, als er später bei heroischer Musik zum Siegertreppchen marschierte und die Bronzemedaille umgehängt bekam.
Die anderen beiden Wettkämpfe waren am Samstag anberaumt: Am Vormittag 10m LP5 Mehrkampf, am Nachmittag 10m LP5 Standard. Beide wurden mit der fünfschüssigen Luftpistole in der Finalhalle absolviert. Die Klimaanlagen waren immer noch defekt. Der Start verzögerte sich ein paar Minuten wegen IT-Problemen. Die meisten Schützen hatten Stoppuhren neben ihrem Monitor liegen. Aus gutem Grund: Beim Mehrkampf kommt der Zeitfaktor dazu, erfordert noch mehr Konzentration, erzeugt zusätzlichen Stress. Doch Andi blieb ganz cool, rettete sogar noch einen Kaderkollegen vor der Disqualifitkation: Jener hatte vergessen, seine Pistole zu sichern. Andi erinnerte ihn leise daran, noch bevor die Schiedsrichter überhaupt darauf aufmerksam wurden. Sportliche Fairness und Loyalität gegenüber OSB-Kollegen sind für Andreas Ehrensache, auch wenn es sich um Konkurrenten handelt.
Der Mehrkampf besteht aus zwei Teilen: Im ersten Durchgang (Präzision) werden vier Serien à fünf Schuss in je 150 Sekunden abgegeben. Im zweiten Durchgang sind ebenfalls vier Serien zu absolvieren, allerdings wird jeder Schuss mit einer Ampel einzeln freigegeben: Der Sportler hat nur drei Sekunden Zeit für die Schussabgabe, danach springt die Ampel für sieben Sekunden zurück auf Rot. Erfolgt der Schuss nicht oder zu spät, so gilt dies als Fehler und wird mit Null gewertet. Wieder fieberten alle Oberpfälzer mit Andi mit, u.a. der unmittelbar zuvor angereiste Schützenmeister Horst Tischner. Andis Ergebnis nach beiden Durchgängen: 342 Ringe, Platz sechs, also im vordersten Drittel mit dabei.
Nach dem Mittagessen und ein bisschen Erholung bestritt Andi seine letzte Disziplin: 10m LP5 Standard. Der erste Durchgang (20 Schuss) lief genau gleich ab wie beim Mehrkampf. Andreas stand zur Halbzeit nur auf Rang sieben. Der zweite Durchgang jedoch war anders: Die vier Fünferserien mussten jeweils ohne Unterbrechung innerhalb von 20 Sekunden abgegeben werden. Beim diesem Endspurt überholte Andreas vier Konkurrenten – 347 Ringe! Was für eine irre Aufholjagd! Nur ein einziger Ring Differenz zu Platz 1. Vizemeister! SILBER! Erneut bestieg der 12-Jährige glücklich das Siegertreppchen, erntete jede Menge Gratulationen und Anerkennung für diesen deutschen Vizemeister-Titel.
Um viele Eindrücke, einige Erfahrungen, zwei Medaillen und etliche Werbegeschenke reicher ging es heim nach Willmering. „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, heißt es. Andi jedoch ist kein Typ überschwänglicher Emotionen und großer Worte. Das überlässt er lieber seinen Begleitern.
Aber natürlich bekommen die Silber- und die Bronze-Medaille mit dem schwarz-rot-goldenen Band einen Ehrenplatz in Andreas‘ Trophäensammlung.