Ein Rohse schießt selten allein
Andreas und Maximilian Rohse treten am Wochenende für die Adler Willmering bei den deutschen Schützen-Meisterschaften an. Über Zwillingsbrüder mit einer Leidenschaft.
Andreas und Maximilian Rohse gehen in die Geschichtsbücher der Adler Willmering ein. Obwohl die Zwillingsbrüder erst 14 Jahre alt sind, haben sie geschafft, was noch keinem ihrer Schützenkameraden seit Vereinsgründung im Jahr 1913 gelungen ist. Beide haben sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert, die dieses Wochenende auf der Olympiaschießanlage in Hochbrück bei München stattfindet. Maximilian tritt mit dem Kleinkaliber-Gewehr an, Andreas misst sich mit der Luftpistole. Bislang ist die Stimmung noch gelassen. Beide Brüder wissen, sie haben viel trainiert – und freuen sich nun, ihr Können zu beweisen.
Bereits dritte Teilnahme für Andreas
Ihr Schießtalent haben die Jungen in die Wiege gelegt bekommen. Vater Martin ist seit jeher im Schützenverein, Mutter Stefanie wird als Zwölfjährige Schützenliesl. Das Talent entdecken die Zwillinge jedoch erst über Umwege. Die Jungen versuchen sich zunächst im Fußball und im Tennis. Die Sportarten machen ihnen Spaß, eine Leidenschaft entwickeln sie nicht. Eines Tages nimmt der große Bruder der Zwillinge Maximilian mit ins Schützenheim, der sich prompt wohlfühlt. „Dann wollte ich auch mit“, erinnert sich Andreas. Beide probieren sich immer öfter am Schießstand aus und merken schnell, sie haben nicht nur Freude am Schießen – sondern auch Potenzial.



Nach zwei Jahren Training qualifiziert sich Andreas zum ersten Mal für die Deutsche Meisterschaft. Er tritt in drei verschiedenen Wettkämpfen mit der Luftpistole an – und sichert sich eine Silber- und eine Bronzemedaille. „Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet“, erinnert sich Mama Rohse zurück. Die Meisterschaften seien ein riesiges Event, unzählige Eindrücke prasseln auf einen ein. Doch Andreas bleibt damals gelassen und räumt ab. Er wird hungrig nach Erfolg, trainiert weiter und erreicht über seine Leistungen bei der Vereins-, Gau- und Landesmeisterschaft wieder die entsprechende Ringzahl, um
sich erneut für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren. Erneut schafft er es in allen drei Wettkämpfen unter die Top Zehn. Am Samstag ist es für den 14-Jährigen wieder so weit. „Unser Andreas ist keine Eintagsfliege. Drei Teilnahmen: Ich bin stolz“, sagt Papa Rohse, der schon seit Wochen auf die Zeit in München hinfiebert.
Neu ist, dass Andreas dieses Jahr im Jugendbereich antritt. Heißt, der Ablauf der Wettbewerbe bleibt gleich, allerdings erhöht sich die Schussanzahl. Mit etwa 60 Konkurrenten rechnen die Rohses. Einige kennt Andreas schon aus den vergangenen Teilnahmen. „Ich bin mir sicher, sie haben nicht geschlafen“, sagt er. Einschüchtern lässt er sich davon nicht, sein Ziel bleibt ehrgeizig: Drei Top-Ten-Platzierungen sollen es werden.
Kein Druck, nur Unterstützung
Zwilling Maximilian hingegen betritt am Freitag neues Parkett. Seit seinem 14. Geburtstag darf er mit dem Kleinkaliber-Gewehr trainieren – in der neuen Disziplin konnte er sich nun für die „Deutsche“ qualifizieren. Weil Maximilian noch nicht so lange mit dieser Art von Gewehr trainiert, rechnet er eher mit einer Platzierung im hinteren Mittelfeld. Offen ist jedoch alles – und Maximilian wäre nicht der erste Rohse, der bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft für Überraschungen sorgt.
Druck sollen die Jungen aber nicht spüren – nur Unterstützung. „Die Meisterschaft ist immer wieder aufs Neue ein Spektakel“, sind sich die Eltern einig. Sie erwarten jedoch nicht, dass die Teilnahme zum jährlichen Standard wird. Die Zwillinge sollen den Sport machen, solange sie Freude daran haben – und können jederzeit damit aufhören. Daran denken die Jungs aktuell nicht. Sie trainieren zweimal pro Woche in Willmering und immer wieder mittwochs am Landeskaderstützpunkt in Pfreimd. Dazu kommen Wettkämpfe an den Wochenenden. „Mindestens einmal pro Monat sind wir unterwegs“, erzählt Papa Rohse. Belastend ist das für die Zwillinge nicht. Im Gegenteil. Sie lieben das Sportlerleben – und hoffen nun, dass sich ihr Training am Wochenende auszahlt.

